95% von unserem Essen kommt aus den paar fruchtbaren Zentimetern der Garten- und Landwirtschaftsböden unseres Planeten Erde und nicht aus den Grossverteilern. Und das Wetter ist auch entscheidend, damit genug Essen für alle da ist. Im letzten Jahr waren Hagel und Nässe ein Problem, dieses Jahr die Hitze und Trockenheit. In früheren Jahren hätte das Hunger in der Schweiz bedeutet, doch im Moment können wir als reiches Land das Essen noch von irgendwoher importieren. Doch macht es in Zukunft noch Sinn von Dünger-, Pestizid- und Nahrungsmittel-importen abhängig zu sein? Sind wir uns wirklich bewusst, auf welch dünnem Eis unsere Lebensgrundlage gesundes Essen wirklich steht? Es könnte sein, dass irgendeinmal nicht nur Gesichtsmasken und Toilettenpapier in den Regalen fehlen. Die Bauernhöfe sind am Verschwinden, der Altersdurchschnitt der Bauern ist hoch und die Handarbeit wird von Personal aus Osteuropa erledigt. Es ist in der westlichen Welt attraktiver sich mit einem Betriebswirtschaftsstudium eine Kravatte umzubinden, als Gemüse zu jäten. Eine enkeltaugliche Landwirtschaft geht nur Hand in Hand mit den Ökosystemen und nicht damit, dass immer weniger Bauern und Bäuerinnen zu immer grösseren Maschinen und intensiverer Produktion gezwungen werden. Es braucht nicht in jedem Jahr mehr Administration, Amtsschimmel und Papiertiger. Es braucht wieder mehr Bauern, es braucht mehr Biobauern, es braucht Land-Wirte, die das Leben im Boden bewirten, wie anvertraute Gäste. Und diese Bäuerinnen und Bauern brauchen faire Preise und die Gewissheit, dass ihre Produkte auch mit kleinen Mängeln gekauft werden. Unsere Böden fit und fruchtbar für zukünftige Wetterextreme wie Dürren und Starkniederschläge zu machen, ist eine Riesenaufgabe für die Bäuerinnen und Bauern, die Konsumenten*innen und ja, für die ganze Gesellschaft, da haben Food-Waste und die «Billig-Strategie» der Grossverteiler keinen Platz mehr.
Ueli Gassner betreibt einen Biohof in Ipsach mit Elementen der Permakultur, regenerativer Landwirtschaft und Agroforesting.